News | Antisemitismus (Bibliographie) - Theorie des Antisemitismus Paul W. Massing: Vorgeschichte des politischen Antisemitismus; Hamburg 2021

Neuauflage des 1949 erstmals erschienenen Klassikers

Das 1933 bis 1951 an der Columbia University fortgeführte Frankfurter Institut für Sozialforschung entwickelte in den 1940er Jahren eine interdisziplinär ausgerichtete Antisemitismus- und Vorurteilsforschung. Dabei standen die Zusammenführung soziologischer und psychologischer Theoriebildung sowie erste Versuche systematischer Einstellungsforschung im Mittelpunkt. Der Geschichtswissenschaft, die heute als Leitdisziplin der Antisemitismusforschung gilt, gedachte man allenfalls eine Statistenrolle zu. Ein Umstand, der sich angesichts der berechtigten Kritik am zutiefst unhistorischen Faschismusbegriff der Kritischen Theorie später rächen sollte. Dabei publizierten im Umfeld des Instituts mit Eleonore Sterling und Paul W. Massingzwei namhafte Historiker/-innen, deren Werke bis heute zitierfähig sind. Das zeitgenössische Interesse an ihren Studien zur Entstehung des modernen Antisemitismus im 19. Jahrhundert hielt sich aber in Grenzen – zum einen weil es durch die unmittelbare Nähe zum Dritten Reich und Holocaust überlagert wurde, zum anderen weil Sterling und Massing im Vergleich zu den anderen Protagonist/-innen der Frankfurter Schule nüchterne und theoriearme historiografische Kost boten.

Thomas Gräfe, freier Historiker, lebt in Vlotho.

Massings Buch Rehearsal for destruction, das 1949 in den USA und unter anderem Titel zehn Jahre später in deutscher Übersetzung publiziert wurde, ist jetzt von der Europäischen Verlagsanstalt neu aufgelegt worden. Es wurde mit einem Nachwort von Ulrich Wyrwa versehen, das ausführlich über Massings Biografie sowie die Entstehungsgeschichte, die Rezeption und die wissenschaftliche Relevanz von Rehearsal for destruction informiert.

Die ganze Rezension im PDF lesen. Sie erschien zuerst in Sozial Geschichte Online, Ausgabe 32 (2022). Wir bedanken uns für die Erlaubnis zur Publikation.