News | Erinnerungspolitik / Antifaschismus „Josef Wagner - Ich sterbe ruhig und mutig“

Dieter Gräbner liest auf einer Matinee anlässlich des Antikriegstags am 1. September 2013

Für das Jahr 2013 hat das Stadtarchiv Saarbrücken sich ein besonderes Veranstaltungsvorhaben vorgenommen. Gemeinsam mit (möglichst allen) im Saarland tätigen parteinahen Stiftungen und Vereine soll der NS-Unterdrückung und Widerstand im Saarland gedacht werden.

Für die Peter-Imandt-Gesellschaft/Rosa-Luxemburg-Stiftung war es eine Selbstverständlichkeit, das Angebot des neuen Stadtarchivleiters Dr. Hans-Christian Hermann anzunehmen und Josef Wagner zu würdigen, dessen Todestag sich am 1. September 2013 sich zum 70. Male jährt.

Gleichzeitig konnte die von der PIG/RLS konzipierte Ausstellung „Josef Wagner - Ich sterbe ruhig und mutig“ aufgebaut werden. Weiterer Kooperationspartner war die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, Saar.

Josef Wagner (1897 bis 1943) wurde im Waderner Ortsteil Lockweiler als 9. Kind einer armen Landfamilie geboren. Trotz seiner Klugheit blieb Wagner der Besuch einer höheren Schule oder sogar ein Studium verwehrt. Die wirtschaftliche Situation der Familie ließ ihm nur eine Möglichkeit: er begann als Bergmann auf den aufstrebenden Gruben im Gebiet der Saar, wodurch er seine Geschwister nur noch alle paar Wochen traf, weil sein Arbeitsort rund 50 Kilometer entfernt war. Seine Erfahrungen „auf der Grube“ und seine Teilnahme an der Westfront im 1. Weltkrieg, ließen ihn zum Kommunisten werden.
Sein freundliches, kumpelhaftes, einnehmendes Wesen, verbunden mit rhetorischen Fähigkeiten ließen ihn in der Parteihierarchie steigen. Schon früh warnte Wagner vor den Gefahren des Faschismus. Ab 1933 organisierte er den Schmuggel von Agitationsmaterialien vom unter Völkerbundmandat stehenden Saargebiet nach Hitlerdeutschland. Nur kurze Zeit, denn Wagner stand inzwischen unter Beobachtung der Gestapo und musst flüchten. An der Saar kämpfte er gegen dessen Anschluss an Hitlerdeutschland.
Nach der Volksabstimmung am 13. Januar 1935 blieb ihm und seiner Familie wiederum nur die Flucht nach Frankreich. Hier gründete er in Forbach die Grenzberatungsstelle, wo gemeinsam mit SPD-Genossen die Flüchtlinge beraten, finanziell und bei der Suche von Wohnquartieren unterstützt wurden. Natürlich gehörte es zu seiner Tätigkeit Druckschriften und Flugblätter nach Deutschland einzuschmuggeln und dort über den Faschismus aufzuklären. Mit Kriegsbeginn setzten die französischen Behörden alle deutschen Emigranten, natürlich auch Josef Wagner, fest. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht geriet er in die Fänge der Gestapo, die ihn erst nach Saarbrücken, dann nach Berlin brachten, wo ihn der Volksberichtshof zum Tode verurteilte.

Der bekannte Journalist Dieter Gräbner schrieb über Wagner ein Buch, woraus er (etwa eine Stunde) einige Kapitel vorlas.
Zuvor hieß Dr. H.C. Hermann die etwa 45 BesucherInnen im Stadtarchiv herzlich willkommen. Horst Bernard von der VVN und gleichzeitig Mitglied der Peter Imandt Gesellschaft hob Wagners große Bedeutung in der Zeit hervor und freute sich den TeilnehmerInnen die herzlichsten Grüße von Maria Jacottet-Wagner, der inzwischen 90jährigen Tochter Josef Wagner, ausrichten zu dürfen.

Das Duo Sigi Becker und Hans Ruge rundete mit Liedern zum antifaschistischen Widerstand die Lesung ab. Insbesondere das Lied "Saarbrücker Bilderbogen", worin u.a. auch Josef Wagner erwähnt wird, fand großen Zuspruch.

Nach der Lesung im Veranstaltungssaal des Archivs bestand im 1. Stock Gelegenheit zum Imbiss.