News | Arbeit / Gewerkschaften Streik bei Amazon

mit Heiner Reimann, ver.di

Heiner Reimann, ver.di-Sekretär in Bad Hersfeld, und seit 2011 in einem ver.di-Organizing-Projekt bei amazon aktiv, gab in seinem Vortrag Einblicke in das Unternehmen amazon, die Arbeits- und Beschäftigungssituation der dort Arbeitenden und stellte die aktuellen Proteste und Streiks vor.

Seit Anfang 2013 sind die Beschäftigten von Amazon Thema in den Medien. Im Februar wurden in einem Fernsehbericht die Beschäftigungsbedingungen von LeiharbeiterInnen und die Überwachung der MitarbeiterInnen angeprangert. In den Folgemonaten streikten immer wieder Beschäftigte an den Amazon-Standorten in Leipzig und Bad Hersfeld.

Die ver.di-Aktivitäten bei amazon reichen zurück bis ins Jahr 2004 als ein Projekt zur Betriebsratsgründung gestartet wurde und 2006 erfolgreich abgeschlossen wurde. 2011 begann ein Organizing-Projekt, um mit einer kämpferischen Gewerkschaftsarbeit die Arbeits- und Beschäftigungssituation zu verbessern und einen Tarifvertrag abschließen, so dass die Beschäftigten entsprechend des Tarifvertrags des Einzel- und Versandhandels bezahlt werden. Besonders die Arbeitssituation ist höchst belastend für die Beschäftigten: Reimann skizziert die vielfältigen Formen der Überwachung, denen die Beschäftigten ausgesetzt sind sowie den ständigen Leistungsdruck.

Seit Beginn der ver.di-Arbeit 2011 und nicht zuletzt aufgrund der vielen Streiktage in 2013 konnten die Einstiegsgehälter um rund 17% erhöht werden, zudem gelang es den aktiven Beschäftigten, innerhalb der Belegschaft ein Bewusstsein zu schaffen für ihre Rechte als ArbeitnehmerInnen und den Leistungsdruck als gemeinsame Erfahrung zu thematisieren. Auch die Anzahl der befristeten Verträge wurde deutlich reduziert, trotzdem werden weiterhin im Weihnachtsgeschäft tausende Saisonkräfte eingestellt.

Ein wirklich erfolgreicher Streik wäre aus Reimanns Sicht, ein Streik, der alle Standorte einschließt. Zugleich sei ein solcher Streik möglicherweise auch Anlass, dass amazon Standorte in andere Staaten verlege. Kritische KundInnen schließlich würden den amazon-Beschäftigten mehr helfen als ein Boykott, – denn die KundInnen seien diejenigen, auf deren Meinung die Geschäftsführung höre.