Publication Geschichte - Kultur / Medien - Erinnerungspolitik / Antifaschismus »Ich benötige keinen Grabstein«

Brechts literarisches Schaffen im Kontext der Literatur des 20. Jahrhunderts. Autor: Klaus Schuhmann

Information

Series

Buch/ Broschur

Publishers

Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen ,

Published

January 2006

Ordering advice

Only available online

Related Files

Aus "1. Nach-Lese oder Brecht und kein Ende"

Fünfzig Jahre nach Brechts Tod hat sich bewahrheitet, daß er wie wenige andere Schriftsteller dem 20. Jahrhundert und seiner deutschsprachigen Literatur mit einem Fundus von Werken das Gepräge gab, der auch im nachfolgenden Jahrhundert noch nicht ausgeschöpft ist, obwohl die Forschung in monumentalen Ausmaßen mit Biographien und Lexika sowie einer Überfülle von Einzeluntersuchungen alles an den Tag gebracht zu haben scheint, was über Leben und Werk dieses Schriftstellers zu erkunden war. [...] Das Schreibziel des Autors bestand von vornherein nicht darin, die unübersehbare Sekundärliteratur zu Leben und Werk von Brecht auszuwerten und in einer dazu nötigen Überfülle von Anmerkungen zu dokumentieren, zumal er beabsichtigt, einem vorgegebenen Thema zu folgen, das in einem über Brecht hinausgehenden literaturgeschichtlichen Kontext entwickelt werden sollte. Also werden hier mehr die Brechtleser als Brechtspezialisten dazu eingeladen, den in diesem Buch gebotenen Exkursen zu folgen, vor allem Leser jüngerer Generationen, die nicht - wie der Verfasser - erst mit dem 1951 erschienenen ›Hundert Gedichten‹ ihre Bekanntschaft mit Brecht machten und ihre Forschungen begannen, als noch keine zuverlässige Werkausgabe existierte, die erst Ende der achtziger Jahre zu erscheinen begann. Der Verfasser negiert natürlich die Trennung des Dichters vom Politiker, wie sie in den sechziger Jahren in dem Buch ›Brecht - Das Paradox des politischen Dichters‹ von Martin Esslin behauptet und Jahrzehnte später von einem Literaturpapst abgewandelt wurde, der nur noch die Lyrik Brechts gelten lassen will (allen Aufführungen seiner Stücke zum Trotz). Und auch die nach 1989 einige Zeit gängige Titulierung Brechts ›als Staatsdichter‹ (mit der Erklärung ›Aus Lebensangst verschrieb sich Brecht einem System, in dem alles ein für allemal festgelegt war‹) konnte als schon wieder obsolet geworden ignoriert werden. Der Verfasser dieses Buches ist auch nach fast fünfzigjähriger Vertrautheit mit dem literarischen Werk Brechts noch zu glauben bereit, was Peter Palitzsch anläßlich des 100. Geburtstages von Brecht in einem Gespräch äußerte. ›Brecht war freundlich, geduldig, weise. Dies war er nur dann nicht, wenn er überarbeitet oder krank war. Ich kenne kein Beispiel dafür, daß jemand politisches Denken in Menschlichkeit und Produktivität umzusetzen verstand, wie Brecht es vermochte. ‹ Das vorliegende Buch ist nicht ohne Grund einer Frau an Brechts Seite gewidmet, um deren editorische Arbeit in Erinnerung zu rufen. Es ist Elisabeth Hauptmann, die 1973 starb."

Inhalt
  • 1. Nach-Lese oder Brecht und kein Ende (S. 7-11)
  • 2. Gruppenbild mit Kriegsdichtern samt einem Augsburger Gymnasiasten (S. 12-31)
  • 3. Soldatische Wiedergänger, protestierende Kriegskrüppel, Statuenmenschen (S. 32-52)
  • 4. Baalsche Bruderschaften: Hans Henny Jahns »Pastor Ephraim Magnus« und Hermann Hesses »Klingsors letzter Sommer« (S. 53-68)
  • 5. Vom Hunger nach Brot und Gerechtigkeit (Tucholsky, Mehring, Becher) (S. 69-86)
  • 6. Die »Sterbsakramente« des Großstadtlebens - von der Grammophonunterhaltung zur Radio-Didaktik (S. 87-109)
  • 7. »Zertrümmerung der Person«. Brechts »Mann ist Mann« und Döblins »Berlin Alexanderplatz« (S. 110-120)
  • 8. Die Brecht-Benn-Konstellation am Beginn der dreißiger Jahres. »Die Maßnahme« - »Das Unaufhörliche« (S. 121-132)
  • 9. Im Wettstreit des Erzählens - Bertolt Brecht und Anna Seghers (S. 133-155)
  • 10. »Falladah« auf der Revuebühne - Materialien zu einer Revue (S. 156-172)
  • 11. Leben kontra Kunst - Autoren im Zwiespalt des Jahrhunderts (S. 173-191)
  • 12. Der »Anstreicher« am Mikrophon - Stimmen und Gegenstimmen außer Landes (S. 192-206)
  • 13. Annäherung und Distanz in den Exilgedichten von Bertolt Brecht und Johannes R. Becher (S. 207-218)
  • 14. Geschichtsbilder im Zeitensprung - vom Hoffen auf Zukunft in »finsteren« zum Utopieverlust in »posthistorischen« Zeiten (S. 219-239)
  • 15. Auf asiatischem Terrain - Brechts »Tui-Projekt« und Hermann Hesses »Glasperlenspiel« (S. 240-260)
  • 16. Antigone redivivus: Hasenclever, Döblin, Brecht und Hochhuth rezipieren Sophokles (S. 261-279)
  • 17. »Tristesse« contra »Vergnügungen« - Benn und Brecht in den fünfziger Jahren (S. 280-293)
  • 18. Vom Gedichtschreiben in den »Mühen der Ebenen«. Bertolt Brecht, Peter Huchel, Volker Braun, Heiner Müller (S. 294-304)
  • 19. Brecht bei Fried - Zeitalterdialog im Gedicht (S. 305-323)
  • 20. Fragen und Antworten der Nachgeborenen - fünfzig Jahre nach Brechts Tod (S. 324-349)
  • Über den Autor (S. 350)

Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e. V. Leipzig 2006. 350 S.

Die Digitalisierung dieser Publikation wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.


Die Printausgabe dieser Publikation ist leider vergriffen.

Gern können zur Finanzierung unserer Bildungsarbeit auch Spenden auf folgendes Konto überwiesen werden:
IBAN: DE12 4306 0967 1091 8456 00