Podiumsdiskussion mit Kampagne “Nicht auf unseren Schultern”, Gruppe Polar, Antifaschistische Initiative Löbtau, Anarchist Black Cross Dresden
Eine Veranstaltung des AZ Conni in Kooperation mit der RLS Sachsen
Mehr als zwei Jahre hatte die Corona-Pandemie die Gesellschaft in ihrem Griff. Von Lockdowns und Grundrechtseingriffen über Lockerungen bis zu Finanzhilfen wurde vor allem der Staat gemäß seiner Funktion zum zentralen Krisenmanager. Wenig überraschend versuchte er mit mal mehr und mal weniger nachvollziehbaren Maßnahmen die Kapitalakkumulation am Laufen zu halten – auf Kosten der Freiheit und Sicherheit seiner Bürger*innen.
Jedoch standen auch radikale Linke und Anarchist*innen vor Herausforderungen. Eine Eindämmung der Pandemie erschien auch aus staatskritischer Sicht sinnvoll, um Menschenleben zu retten. Gleichzeitig wurden die Folgen der Krise wieder einmal auf die verwundbarsten Teile der Gesellschaft abgewälzt. Zu kritisieren gab es also genug. Doch schon die ersten öffentlichkeitswirksamen Aktionen wurden von der Polizei konsequent unterbunden. Nichtsdestotrotz wurden Forderungspapiere geschrieben und Kampagnen gestartet, um die zahlreichen Missstände anzugreifen. Gleichzeitig entstand eine diffuse politische Bewegung gegen die staatlichen Maßnahmen, die mit der Zeit immer offener ins rechte und verschwörungstheoretische Milieu abrutschte und die zunehmend zum Fokus linker Aktionen wurde, was ebenso auch Kritik erfuhr.
Nach mehr als zwei Jahren Pandemie wollen wir gemeinsam zurückschauen und auswerten, wie unsere politische Praxis aussah. Welche Strategien waren erfolgreich, wo hätten die Dinge anders laufen sollen? War die Linke regierungsunkritisch? Wie ist unser Verhältnis zu staatlicher Autorität, zu Repression gegen Querdenken, zur Impfplicht und anderen Corona-Maßnahmen?
Und natürlich ergeben sich daraus auch Fragen für zukünftige politische Strategien. Denn eines ist sicher: Die nächste Krise kommt bestimmt!
Zur Veranstaltungsreihe
Krise in Zeitlupe? Die Covid-19-Pandemie und die Folgen für linke Kritik und Praxis
Wie lange ist die Zeit eigentlich her, in der man als überzeugte*r Linke*r einen ganz normalen Alltag zwischen Plenum, Demo, Hausprojekt und Boulderhalle führen konnte, angetrieben von der Wut auf Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und Ausbeutung, die man mehr oder weniger treffend unter „Gesamtscheiße“ verbuchte? Stimmen, die in der Krise einen Katalysator zur Überwindung gesellschaftlicher Widersprüche erkannten, entpuppten sich schnell als Wunschvorstellung. Der Staat forderte die gemeinschaftliche Anstrengung, um möglichst wenig von seiner globalen Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen. Distanz wurde sozial – vorausgesetzt, man konnte sie sich leisten. Viele linke Organisationen und Strukturen standen vor einer Zerreißprobe. War der kapitalistische Staat nicht eigentlich das Problem und der weltweite Wettbewerb mit seiner Zerstörung unserer Lebensgrundlagen eine der Hauptursachen für die Pandemie? Sollte man in der konkreten Ausnahmesituation staatliche Maßnahmen unterstützen, weil eine individuelle Bewältigung der Situation nicht möglich war? Oder wären sogar viel härtere staatliche Maßnahmen nötig, um die Bedrohung einzudämmen? Gleichzeitig entstand vor dem Hintergrund eines vermeintlichen „Burgfriedens“ gegen das Virus eine heterogene Bewegung, die alle Strategien zur Eindämmung des Virus ablehnte und entweder das Virus selbst, die Gefahr durch das Virus oder die wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu leugnete. Während in Deutschland Teile der Bundesregierung für drei verpflichtende Impfungen werben und die Querdenker*innen auf der Straße und im Internet noch einmal ihr Mobilisierungspotenzial deutlich verstärken können, fehlt es vor allem in afrikanischen Staaten völlig an Impfstoff, sodass die Gefahr neuer gefährlicher Mutationen hoch bleibt. Sowohl mit Blick auf Deutschland als auch auf die weltweite Situation erscheint die Corona-Pandemie als Brennglas, das gesellschaftliche Dynamiken und Unterdrückungsmechanismen sichtbar macht.
Wir finden daher, dass es Zeit ist, unsere Lähmung zu überwinden und selbst die Lupe in die Hand zu nehmen. Auch wenn Russlands Krieg gegen die Ukraine wenig Zeit zum Nachdenken lässt, ist Reflexion und Kritik eine der Grundvoraussetzungen für linke Praxis. Daher wollen wir gemeinsam mit euch und verschiedenen Referent*innen einen Blick auf die letzten zwei Jahre werfen. Uns ist dabei sowohl eine theoretische Auseinandersetzung mit den Entwicklungen als auch ein Blick auf die konkreten Auswirkungen des Virus sowie der Maßnahmen in verschiedenen Lebensbereichen bzw. für unterschiedliche Betroffenengruppen wichtig. Dazu gehören beispielsweise die Bedingungen in Unterkünften für Geflüchtete, die Folgen der Pandemie für Care-Arbeit und häusliche Gewalt sowie für das Gesundheitssystem. Vor allem möchten wir aber auch einen Raum für Diskussionen und Gespräche schaffen, für die in den letzten Jahren oft viel zu wenig Platz war.
Informationen zum Umgang mit Corona
Bei Veranstaltungen im Haus (Saal, Kneipe) gilt weiterhin 2G+ .
Wenn die Veranstaltungen draußen stattfinden, ist ein tagesaktueller Test erwünscht, aber nicht zwingend notwendig.
Bei uns gilt weiterhin im gesamten Haus Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung (OP oder FFP2 Maske).
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.