"Aktivierender Sozialstaat", "kein Recht auf Faulheit", "Standort Deutschland", "Frauenförderung ist Wirtschaftsförderung", "bedarfsgerechte Zuwanderung": Der Druck zur Ökonomisierung nimmt auch unter der Schröder-Regierung weiter zu und erfasst immer mehr Lebensbereiche.
In der aktuellen Zuwanderungsdiskussion stehen Unternehmer-Wünsche nach billigen Arbeitskräften, die Stabilisierung der Sozialversicherungssysteme durch junge ZuwanderInnen und der "Wettbewerb um die besten Köpfe" im Vordergrund. Die Rechte der Flüchtlinge und das Asylrecht fallen dieser Verwertungslogik zum Opfer. Integrationsleistungen werden ausschließlich von MigrantInnen und nicht vom Staat gefordert. Eine aktive Beschäftigungspolitik und eine Neubewertung gesellschaftlicher Arbeit findet nicht statt. Vielmehr verschärfen die Reformen der Arbeitsmarktpolitik den Druck auf SozialhilfeempfängerInnen und Erwerbslose, eine Aushöhlung sozialer und tariflicher Standards ist die Folge. Gleichstellungspolitische Forderungen sind in der Versenkung verschwunden. Mit Schlagworten wie "Frauenförderung ist Wirtschaftsförderung" wird versucht, Konzepte zu etablieren, die mit dem neoliberalen Gesellschaftsbild vereinbar sind - die Beseitigung von sozialer Benachteiligung qua Geschlecht verändert sich von einer gerechtigkeitspolitischen zu einer wirtschaftspolitischen Frage.
Soziale Spaltungen verlaufen entlang der klassischen Ordnungsfaktoren "Geschlecht", "Ethnie/Nation" und "Klasse/Schicht, zunehmend aber auch innerhalb dieser Kategorien. Das Ergebnis ist eine steigende Konkurrenz marginalisierter oder sich von Marginalisierung bedroht fühlender Individuen und Gruppen.
Die VeranstalterInnen, die aus unterschiedlichen linken Zusammenhängen kommen, möchten mit dieser Tagung einen Beitrag zur kritischen Analyse bisheriger Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik leisten, vor allem aber nach Berührungspunkten für soziale Bündnisse suchen. Anknüpfend an die Tagung "Arbeitsverhältnisse der Zukunft" in Hamburg im November 2000 sollen in der Diskussion um die Zukunft der Arbeit gewerkschaftliche, feministische und migrationspolitische Blickwinkel miteinander verbunden werden. Diesem Anliegen entspricht die breite Mischung der Plenumsbeiträge und der Arbeitsgruppen. Wir wollen damit eine akteurInnenorientierte Tagung für, mit und von aktiven TeilnehmerInnen ermöglichen.
Zu fragen ist, ob es eine Vision vom zukünftigen Arbeiten gibt, die Marginalisierungen von Frauen, Erwerbslosen und MigrantInnen nicht reproduziert oder in neuer Weise herstellt. Welche Anforderungen ergeben sich aufgrund der Situation von MigrantInnen auf dem deutschen Arbeitsmarkt an eine integrative Beschäftigungspolitik? Wie kann ein "neues" Normalarbeitsverhältnis konturiert sein, das Arbeit zwischen den Geschlechtern quantitativ und qualitativ gerecht aufteilt? Welche politischen Alternativen gibt es zum forcierten Zwang zur Arbeitsaufnahme? Wie müssen alternative Konzepte gestaltet werden, damit sie eine ethnische und geschlechtsspezifische Arbeitsteilung nicht zementieren? Welche kollektiven Interessenvertretungen können soziale, geschlechtergerechte und antirassistische/integrative Erfordernisse verbinden? Wie können MigrantInnen sich selbst in den Gewerkschaften organisieren bzw. die Kooperation von Gewerkschaften und MigrantInnenorganisationen verbessert werden? Wie müssen sich Gewerkschaften auch organisationsintern verändern, um Antworten auf veränderte Arbeitsmarkt- und Lebensrealitäten von Frauen und Männern geben zu können?
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Tagungsablauf | ||||
9.30 - 12.30 | Blicke, kreuz und quer: Ein (etwas anderer) Einstieg Drei Ausblicke auf eine Verknüpfung: Gewerkschaften - Migration - Frauen Gewerkschaftliche Beschäftigungspolitik - aber für wen? Feministische Arbeitswelten - anders arbeiten, aber wie? Gastarbeiter, MigrantInnen, Sans Papiers - Arbeiten, nur für Deutsche? Moderation: | |||
12.30 - 13.30 | Pause | |||
13.30 - 16.00 | Vertiefende Blicke: Arbeitsgruppen AG 1: Migration - "Nutzen und Ausnutzen" Texte und Links AG 2: Beschäftigungspolitik - "Fördern und Fordern" Texte und Links AG 3: Geschlechterverhältnisse - "Arbeiten und Arbeiten" Texte und Links
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16.00 - 17.00 | Pause | |||
17.00 - 19.00 | Plenumsdiskussion: Trennendes, Verbindendes, Perspektiven | |||
Die Veranstaltung ist eine Fortsetzung der Tagung "Arbeitsverhältnisse der Zukunft, Gewerkschaft-Migration-Frauen I" in Hamburg im November 2000. (Siehe auch: www.rosaluxemburgstiftung.de/Einzel/arbeitsver/) | ||||