Dokumentation Gift aus der Luft? Wie gefährlich ist das Kerosinablassen?

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Homburg. Über 60 interessierte Bewohner aus der Westpfalz und dem Ostsaarland - darunter einige Mediziner - besuchten am Mittwoch, 30. Oktober die Informationsveranstaltung der Rosa Luxemburg Stiftung/Peter Imandt Gesellschaft in der Homburger Jugendherberge.
Angesichts der Diskussion um Luftschadstoffe und Treibhausgase in der Atmosphäre, stellt sich immer dringlicher die Frage nach den Auswirkungen des Luftverkehrs auf Klima, Umwelt und Gesundheit. Für die Saar-Pfalz-Region drängen die Antworten umso stärker, weil diese Region mit Pfälzer Wald als größtem zusammenhängendem Waldgebiet der Republik und zwei von der UNESCO anerkannte Biosphärenreservate (Pfälzer Wald und Bliesgau), offiziell als Ablassgebiet von Kerosin für Flugzeuge in Notsituationen ausgewiesen sind.
Das führte in jüngster Vergangenheit schon häufiger zur Verunsicherung der Bevölkerung, denn Kerosin ist als Gefahrstoff eingestuft woran das kürzlich veröffentlichte Gutachten des Bundesumweltamtes nichts änderte, obwohl es quasi eine Unbedenklichkeit des Kerosinablassens bescheinigt.
Unter der Moderation von Hannelore Philippi (RLS-Saar) stellten SchülerInnen vom Reichswald-Gymnasium in Ramstein-Miesenbach ihres Forschungsprojekts über Kerosin vor.
Lara Schiller, Johanna Kneller und Jannik Hanke starteten eine Versuchsreihe mit Kresse, der sie Kerosin zugaben. Dabei beobachteten sie ein geringeres Längenwachstum der Pflanze, was die Vermutung nahe legt, dass auch deren Immunsystem gestört sein könnte, denn die Kresse war kurzlebiger und häufiger mit Pilz befallen. Demnach wären selbst kleinste Mengen Kerosin unglaublich schädlich und der Verdacht nahe liegend, dass diese auch auf den Menschen negative Auswirkungen haben können.
Doch für die jungen Forscher bleiben viele wichtige Fragen offen: Welchen Einfluss haben Zusatzstoffe im Kerosin? Wie schnell baut sich Kerosin in der Luft ab? Welchen Einfluss hat dessen Verwendung auf Atmosphäre und auf die Erderwärmung?
Der Toxikologe Prof. Bernd Kaina von der Medizinischen Fakultät der Universität Mainz hat zu dieser Problematik geforscht und lenkte in seinem Vortrag den Schwerpunkt auf die Inhaltsstoffe von Kerosin, beispielsweise auf Benzol. Ein Gift, das über Lunge oder Haut aufgenommen werden kann und als krebserregend eingestuft ist. Weniger bekannt sind dagegen die Komponenten der zugegebenen Additive („Betriebsgeheimnis“), sicherlich keine lebensmittelechten Stoffe.
Seit Fazit: Kerosin ist ein Gefahrenstoff, bei dem Haut- und Augenkontakt, sowie das Einatmen und Einnehmen unbedingt vermieden werden muss. Bekannt sind auch die Gefahren durch Kerosin für allerlei Wasserorganismen.
Obwohl beim Ablassen von Kerosin ein Verteilungseffekt auftritt und sich einige Komponenten nach kurzer Zeit abgebaut sind, fürchtet Prof. Kaina um die toxische und karzinogene Wirkung auf den Menschen.
Der Wissenschaftler fordert zum Schutz der Bevölkerung drei "M's", für sofortige
Meldung über abgelassenes Kerosin an das Umweltministerium.
Messung vor Ort: beispielsweise mit einem mobilen Messwagen und anschließend
Mitteilung an die Bevölkerung.
In der anschließenden Diskussion informierte eine Initiative aus der Eifel über ähnliche Befürchtungen, wahrscheinlich hervorgerufen durch Kerosinentweichung aus Flugzeugen der Bundeswehr und US-Airforce. Jedenfalls scheinen auch dort "typische" Giftstoffe in Gewässer erhöht.
Abschließend bedankte sich Hannelore Philippi bei den Kooperationspartnern des Abends:
Pfälzer Initiative: Entrüstet Euch!, ATTAC - Untere Saar, so wie die Rosa Luxemburg Stiftung, Rheinland-Pfalz mit Sitz in Mainz. Allerdings mit dem Hinweis darauf, dass alle Organisationen das Thema Kerosin nicht aus den Augen verlieren werden.