Publikation Deutsche / Europäische Geschichte - Amerikas Das Jahr 1492. Wege und Irrwege in die Moderne.

Texte zur politischen Bildung Heft 03. Autor*in: Manfred Kossok

Information

Erschienen

Januar 1993

Zugehörige Dateien

Mit dem Thema »Das Jahr 1492 – Wege und Irrwege in die Moderne« verbindet sich vor allem eine Frage: Warum besteht heute noch ein Anlaß, sich eines Datums zu erinnern, das fünfhundert Jahre zurückliegt? Wer sich in feierlicher Weise oder mit kritischem Blick an große Ereignisse erinnert, tut es zumeist, um die Gegenwart zu befragen, d. h. die Folgen abzuschätzen, die jenes Ereignis für die nachgeborenen Generationen hatte und immer noch hat. Über Geschichte nachzudenken, heißt mehr wollen, als zu wissen, wie etwas geschah, es umschließt stets auch die Frage nach dem Wozu und dem Wohin des Geschehenen. Wenn heute der Nord-Süd-Konflikt für uns existentielle Bedeutung angenommen hat oder Migrationsströme globalen Ausmaßes in Bewegung gekommen sind, dann handelt es sich um Folgen dessen, wofür vor fünfhundert Jahren der Grundstein gelegt worden ist. Mehr als wir zugeben, sind wir noch die Kinder des Kolumbus. Wir sind von unserer Geschichte, Kultur und Alltagserfahrung her eurozentrisch orientiert. Wir sehen – ob bewußt oder unbewußt – in Europa (und dem Westen) den Mittelpunkt des Weltgeschehens, und wir haben ein auffallendes Unverständnis, eine bemerkenswerte Schwierigkeit im Umgang mit anderen Kulturen. Gewiß haben andere Kulturen gegenüber unseren Lebens- und Wertvorstellungen kaum weniger Probleme. Darin liegt jedoch nimmer eine Entschuldigung für unser eigenes Verhalten, berufen wir uns doch auf das Erbe der Aufklärung, der wir das Prinzip der Toleranz verdanken: ein großes Wort, dessen Verwirklichung und Akzeptanz so unendliche Kraft erfordert. Im Grunde erweisen wir uns als unfähig, im Eigenen das Fremde zu erkennen – wie leicht sagt es sich, wir alle sind Ausländer; kaum befindet sich jemand im Ausland, vermißt er schon das »richtige« Essen – und im Fremden ein Stück des Eigenen, nämlich die einfachste und fundamentalste aller Tatsachen, das Mensch-Sein, anzunehmen.

Rosa-Luxemburg-Verein, Leipzig 1993. 55 S.

Bestellhinweis

Die gedruckten Publikationen der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Wir bitten lediglich um die Versandkosten.

Bestellungen bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen unter: info@rosalux-sachsen.de, Tel: 0341-960 85 31

Gern können zur Finanzierung unserer Bildungsarbeit auch Spenden auf folgendes Konto überwiesen werden:

IBAN: DE12 4306 0967 1091 8456 00

Diese Publikation und ihre Digitalisierung wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.