Publikation Wirtschafts- / Sozialpolitik - Commons / Soziale Infrastruktur - Gesundheit und Pflege Gesundheit unter einem Dach

Medizinische Versorgungszentren zwischen Profit und Gemeinwohl

Information

Reihe

Buch/ Broschur

Autor

Dietmar Lange,

Erschienen

Juli 2024

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Wir alle verbinden den Gang zur Ärzt*in mit verschiedenen Erinnerungen: lange Wartezeiten und volle Warteräume, keine freien Termine und lange Anfahrtswege. Wir alle haben schon einmal erlebt, wie aufwendig es sein kann, eine Praxis mit Ärzt*innen zu finden, denen man vertraut, oder wie frustrierend es ist, wegen Personalmangels oder Praxisschließung vor verschlossener Tür zu stehen.

Die Anzahl der Hausarztpraxen nimmt kontinuierlich ab. Laut Studien geben jährlich etwa 2.000 Ärzt*innen ihre Praxen auf. Die Gründe dafür sind vielfältig. Passiert dies zum Beispiel, weil ein*e Ärzt*in in den Ruhestand geht, gestaltet sich die Suche nach Nachfolger*innen oft sehr kompliziert. Nur für knapp die Hälfte der Praxen findet sich ein*e Nachfolger*in. Die Politik tut sich schwer mit konkreten Vorschlägen, wie man diesem Problem entgegenwirken kann.

Die vorliegende Broschüre möchte einen Beitrag zur Lösung dieser Krise leisten: Medizinische Versorgungszentren (MVZ) als Möglichkeit der gemeinwohlorientierten Gesundheitsversorgung vor Ort.

Ausgehend vom Standpunkt, dass die Gesundheit von Menschen nicht Profitinteressen unterworfen werden darf, stellt Dietmar Lange das Konzept gemeinwohlorientierter MVZ vor. Dem Patient*innenwohl verpflichtete Versorgungszentren könnten eine Alternative aufzeigen und die Möglichkeit bieten, das Gesundheitssystem zu entlasten und zu verbessern. Gleichzeitig muss die Gefahr eingedämmt werden, es den Falschen zu überlassen, MVZ im großen Stil zu übernehmen und das Profitinteresse von Unternehmen über die Bedürfnisse der Patient*innen zu stellen.

Die Broschüre bringt uns die Organisation und Struktur der ambulanten Versorgung hierzulande näher und erklärt, wie die Medizinischen Versorgungszentren entstanden sind. Anschließend werden deren zunehmende Ökonomisierung und die damit verbundenen Risiken und Gefahren in den Blick genommen.

Das Interview mit Christine Becker gibt einen Eindruck von den Abläufen, die mit der Gründung eines MVZ – konkret im Dreiländereck Bayern, Hessen und Baden-Württemberg – verbunden sind.

Gesundheit darf keine Ware sein! Der Gang zur Ärzt*in darf kein Unwohlsein hervorrufen. Wir hoffen, diese Broschüre zeigt auf, dass eine andere, bessere Organisation und Ausrichtung der Gesundheitsversorgung möglich ist. Viel Spaß beim Lesen!

Fanni Stolz, Referentin für Pflege, Gesundheit und verbindende Klassenpolitik der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Berlin, Juni 2024

Inhalt:

  • Einleitung
  • Wie funktioniert die ambulante Versorgung?
  • Von Ambulatorien und Polikliniken zu MVZ
  • MVZ und Ökonomisierung
  • Kommunale MVZ
  • Interdisziplinäre Modelle
  • Interview mit Christine Becker, SalutoConsult
  • Was bleibt zu tun?
  • Glossar

Autor:

Dietmar Lange ist seit einigen Jahren im gesundheitspolitischen Bereich aktiv, vor allem im Rahmen der Streiks für mehr Personal an den Berliner Krankenhäusern. Zurzeit leitet er die Geschäftsstelle des Bündnisses Krankenhaus statt Fabrik.