Publikation Parteien / Wahlanalysen - Kommunikation / Öffentlichkeit - Demokratischer Sozialismus Linke Triggerpunkte

Gesellschaftliche Haltungen und Klassenlagen von (potenziellen) Linke-Wähler*innen

Information

Reihe

Studien

Autor

Carsten Braband,

Erschienen

Oktober 2024

Bestellhinweis

Die Publikation ist noch nicht lieferbar. Sie können hier Ihre Email-Adresse eintragen und werden informiert, sobald die Publikation lieferbar ist.

Zugehörige Dateien

In dieser Studie wird erstens untersucht, welche Unterstützung die Partei Die Linke in unterschiedlichen Klassenlagen hat. Zweitens werden gesellschaftspolitische Haltungen potenzieller Wähler*innen der Linken entlang unterschiedlicher Parteipräferenzen in vier zentralen Politikfeldern analysiert: in der Sozial-, in der Migrations- und Integrations-, in der Klima- sowie in der Außen- und Rüstungspolitik. Anhand von einvernehmlichen und umstrittenen Haltungen werden dabei potenzielle Gewinn- und Verlustpositionen sowie elektorale Trade-offs (Zielkonflikte) identifiziert, mit denen die Partei Die Linke in wahlstrategischer Sicht konfrontiert ist. Datengrundlage sind jeweils unterschiedliche Umfragedaten der Deutschen Wahlstudie (GLES).

Die Partei Die Linke hat ihre starke Verankerung in der Arbeiter* innenklasse bzw. in den unteren Schichten schrittweise verloren. 2009 wurde sie noch überproportional von Produktions- und Dienstleistungsarbeitenden gewählt. Seit 2017 ist das aber nicht mehr der Fall. Insbesondere seit 2021 findet sie vermehrt Zuspruch bei Angehörigen der Mittelklasse, etwa bei soziokulturellen und technischen (Semi-)Expert* innen. Dazu gehören beispielsweise Lehrer* innen, Ärzt*innen, Sozialarbeiter* innen und Krankenpfleger* innen, sowie Ingenieur* innen, Architekt*innen und Techniker* innen. Auch Einkommensärmere haben Die Linke nach 2009 seltener unterstützt. Spätestens seit der BSW-Abspaltung hat sich das Linke-Elektorat noch einmal stärker akademisiert.

Die potenziellen Wähler*innen der Linken vertreten – ähnlich wie die Gesamtgesellschaft (Mau et al. 2023) – in allen untersuchten Politikfeldern bei einigen Aspekten in großer Mehrheit ähnliche Ansichten. Konflikthaft und «triggernd» sind dagegen bestimmte Teilfragen. Daraus ergeben sich verschiedene potenzielle Gewinnpositionen

  • in der Sozialpolitik allgemein,
  • migrationspolitisch durch das Plädoyer für Fachkräftezuwanderung und für einen leichteren Arbeitsmarktzugang von Geflüchteten,
  • außenpolitisch durch die Bejahung stärkerer diplomatischer Bemühungen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine.

Potenzielle Verlustpositionen, die der Partei Die Linke Stimmen aus ihrem Wähler*innen-Potenzial kosten könnten, sind dagegen das Eintreten

  • für eine erleichterte Zuwanderung aus wirtschaftlicher Not,
  • für generelle Abschiebestopps,
  • für mit hohen individuellen finanziellen Lasten einhergehende klimapolitische Maßnahmen wie das Gebäudeenergiegesetz oder höhere (individuelle) CO2-Preise,
  • für (unilaterale) Abrüstungsbestrebungen.

Bei Haltungen, die bei potenziellen Wähler*innen der Partei Die Linke stark auseinandergehen, bestehen potenzielle elektorale Trade-offs. Diese stellen die Partei vor ein wahlstrategisches Dilemma: Wenn sie die Positionen einer Seite vertritt, gewinnt sie damit möglicherweise diese Wähler*innen. Zugleich spricht sie aber potenzielle Wähler*innen mit entgegengesetzten Positionen nicht an oder stößt sie sogar ab. Dadurch gibt sie diesen möglicherweise Gründe, Die Linke nicht zu wählen oder sich von ihr abzuwenden. Solche potenziellen Trade-offs bestehen

  • bei der Frage weiterer Waffenlieferungen an die Ukraine,
  • bei der Erleichterung von Fluchtmigration generell (weniger stark bei der von politisch Verfolgten und Kriegsflüchtlingen),
  • beim nachdrücklichen Eintreten für (bedingungslose) kulturelle Vielfalt,
  • klimapolitisch insbesondere bei der Frage, inwiefern ein geringeres (kurzfristiges) Wirtschaftswachstum bei der Bekämpfung des Klimawandels in Kauf zu nehmen ist.

Für Wähler*innen bestimmter Parteien und – schwächer – auch aus unterschiedlichen Klassenlagen sprechen somit jeweils unterschiedliche Gründe gegen eine Wahlentscheidung für Die Linke. Das verweist auf Ursachen der Wahlniederlagen der Linken, aber auch auf Voraussetzungen dafür, in Wahlen wieder erfolgreicher zu werden.

Inhalt

  • Einleitung

    Daten und Methoden 
  • Die Klassenunterstützung der Linken im Zeitverlauf

    Weniger Rückhalt der Linken in der Arbeiter*innenklasse seit 2009 
    Unterstützung nach Einkommen und Bildung 
  • Gesellschaftspolitische Haltungen im Wähler*innen-Potenzial der Linken 

    Sozialpolitik 
    Migrations- und Integrationspolitik 
    - Migration: Gegenüber wem besteht Aufnahmebereitschaft? 
    - Integration: arbeitsmarktpolitisch und kulturell 
    Klimapolitik 
    Außen- und Rüstungspolitik 
    - Außenpolitik: Solidarität mit wem? 
    - Rüstungspolitik: Sicherheit als beidseitiger Triggerpunkt 
  • Fazit 

Autor

Carsten Braband ist Sozialwissenschaftler mit dem Arbeitsschwerpunkt in der politiksoziologischen Wahl- und Einstellungsforschung.