25. September 2024 Diskussion/Vortrag Von Warschau nach Sylt

Die brutale Niederschlagung des Warschauer Aufstandes 1944 und die exemplarische Nachkriegskarriere des Kriegsverbrechers Hans Reinefarth.

Information

Veranstaltungsort

Pumpe Kiel
Haßstr. 22
24103 Kiel

Zeit

25.09.2024, 19:00 - 22:00 Uhr

Themenbereiche

Erinnerungspolitik / Antifaschismus

Zugeordnete Dateien

Am 2. Oktober 1944, vor 80 Jahren, endete der Warschauer Aufstand gegen die Nazi-Besatzer mit der Kapitulation der polnischen Aufständischen. Schätzungsweise 200.000 Menschen fielen der deutschen „Aufstandsbekämpfung“ zum Opfer, rund 90% von ihnen Zivilist:innen. Selbst für Nazi-Verhältnisse war die Brutalität ungeheuer groß, wofür etwa die Vernichtung eines ganzen Stadtteils, Wola, steht.
Der Warschauer Aufstand ist in Deutschland trotz der Opferzahlen und der nazideutschen Brutalität vergleichsweise wenig bekannt und wird zudem zuweilen mit dem Warschauer Ghettoaufstand 1943 verwechselt. Für Polen hingehen ist der Aufstand bis heute eine zentrale erinnerungspolitische Bezugsgröße und gleichzeitig auch ein Gegenstand von Kontroversen.   
Einer der Haupttäter bei der Niederschlagung des Aufstandes und vor allem den ungeheuren Verbrechen n Wola und anderen Stadtteilen war der SS-, Waffen-SS- und Polizeioffizier Hans Reinefarth, der „Schlächter von Warschau“. Abgesehen von einer dreijährigen amerikanischen Kriegsgefangenschaft bis 1948 verbrachte Reinefarth den Rest seines Lebens bis 1979 nicht nur in Freiheit, er verfolgte eine erfolgreiche politische Karriere in Schleswig-Holstein als Landtagsabgeordneter und als Bürgermeister von Westerland auf Sylt.

Wir wollen in den beiden Veranstaltungen in Kiel und Flensburg am 25. und 26. September 2024 an den Warschauer Aufstand erinnern, seine Bedeutung für die Gegenwart aufzeigen und uns mit den Umständen beschäftigen, die es Reinefarth und anderen Nazi-Mördern (nicht nur) in Schleswig-Holstein erlaubten, ein Leben in Freiheit und sogar in politischen Funktionen zu führen.              

Kiel, 25.09.24, 19 Uhr, Pumpe (Galerie), Haßstr. 22, 24103 Kiel
Flensburg, 26.09.24, 19.30 Uhr, Das Akti!  Aktivitætshuset, Norderstr. 49, 24939 Flensburg
Holger Politt war von 2002 bis Juni 2024 Mitarbeiter der Rosa-Luxemburg-Stiftung, u. a. als langjähriger Leiter des Stiftungsbüros in Warschau. Regelmäßig Publikationen zu aktuellen Entwicklungen in Polen. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt ist das polnische Werk Rosa Luxemburgs.
Zuletzt gemeinsam mit dem polnischen Publizisten Krzysztof Pilawski bei VSA Hamburg (2022): Ein Krieg, der keiner sein sollte. Russlands Überfall auf die Ukraine aus Sicht unmittelbarer Nachbarn. 

Stephan Linck ist Studienleiter für Erinnerungskultur u. Gedenkstättenarbeit bei der Evangelischen Akademie der Nordkirche - Büro Hamburg. Er studierte Geschichte, Literatur- und Politikwissenschaft in Kiel und promovierte mit einer Arbeit über die Geschichte der Polizei nach 1918. Als Historiker betreute er das Projekt Kirche, Christen, Juden in Nordelbien 1933-1945. Seit 2008 ist er wissenschaftlicher Angestellter im Landeskirchenamt der Nordkirche. Die Ergebnisse seiner Forschung zum Umgang der Landeskirchen in Nordelbien mit der NS-Vergangenheit erschienen 2013 unter dem Titel "Neue Anfänge. 2013 war Linck kommissarischer Leiter der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund.

https://www.rosalux.de/news/id/52359/zum-80-jahrestag-des-warschauer-aufstands

Zum Fall Reinefarth

https://www.deutsche-biographie.de/128604689.html#dbocontent

Heinz Reinefarth: Vom "Henker von Warschau" zum Bürgermeister auf Sylt - [GEO]

Zur Flucht von Nazis gegen Ende des Krieges nach Schleswig-Holstein
Rattenlinie Nord – Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte (geschichte-s-h.de)

Die Veranstaltungen werden moderiert von Dr. Florian Weis. Er ist Historiker und seit 1999 in verschiedenen Funktionen in der Rosa-Luxemburg-Stiftung tätig, u.a. als Co-Herausgeber einer kleinen Reihe „Jüdinnen und Juden in der internationalen Linken“ (Band 4: https://www.rosalux.de/publikation/id/52421/zog-nit-keyn-mol-az-du-geyst-dem-letstn-veg-mir-zaynen-do)
 

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Kontakt

Rosa-Luxemburg-Stiftung Schleswig-Holstein

Telefon: (0431) 2607043