Vor einhundert Jahren, 1923, veröffentlichte der ungarische Kommunist Georg Lukács seine Essaysammlung „Geschichte und Klassenbewusstsein“ im Berliner Malik-Verlag. Das Buch selbst reflektierte auf die sozialistischen Revolutionen in Westeuropa, die allesamt gescheitert sind. An diesen Revolutionen hatte Lukács als stellvertretender Volkskommissar für das Unterrichtswesen in der kurzlebigen ungarischen Räterepublik 1919 Anteil. Geschichte und Klassenbewusstsein sollte durch eine Re-Formulierung der marxistischen Gesellschaftskritik die theoretische Basis für das Gelingen einer künftigen Revolution liefern. Die deterministische Marxismus-Rezeption der Zweiten Internationalen erkennt Lukács als zu vereinfachend, um mit ihr die kapitalistische Gesellschaft zu erkennen und zu kritisieren. Aus der Kritik und dem ihr entsprechenden Klassenbewusstsein liegt nach Lukács der Kern für die kommenden Revolutionsanstrengungen.
Lukács selbst distanzierte sich nach einiger Kritik an Geschichte und Klassenbewusstsein von seinen (ersten) Versuchen, die Marx’sche Theorie zu erneuern. Nach weiteren anderen Arbeiten im sowjetischen Exil und nach der Rückkehr nach Ungarn wird Geschichte und Klassenbewusstsein für die Kritische Theorie von Bedeutung, verfällt aber jenseits des akademischen Marxismus dem Vergessen. Erst im Zuge der Revolte von 1968 von wird Lukács’ Werk von revolutionären Student:innen wieder entdeckt. Seitdem gilt es als eines der Inspirationsquellen des „westlichen Marxismus“ obwohl es vom Marxismus-Leninismus der sozialistischen Staaten nicht aufgegriffen wird.
Heute stellen wir die Frage nach der Aktualität des Werks. Was hat Geschichte und Klassenbewusstsein heute noch für einen Marxismus beizutragen, der die derzeitige Formation des Kapitalismus begreifen und kritisieren will? Wie kann Geschichte und Klassenbewusstsein zu einer aktuellen Kritik beitragen?
Dr. Rüdiger Dannemann ist Philosoph, Mitbegründer und Vorsitzender der Internationalen Georg Lukács-Gesellschaft sowie Herausgeber des Lukács-Jahrbuchs. Arbeitsschwerpunkte u. a.: Kritische Theorie und westlicher Marxismus; ästhetische Theorie und ästhetische Probleme der populären Musik.
Das Seminar richtet sich an politisch und geschichtlich interessierte Menschen, eine akademische Vorbildung ist nicht erforderlich.
Eine Kooperation der Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg mit die Untüchtigen.
Gefördert durch Mittel der Landeszentrale für Politische Bildung Hamburg.
Eine schriftliche Anmeldung ist erforderlich! Bitte obenstehendes Anmeldeformular ausfüllen und senden an: anmeldung@rls-hamburg.de
Bitte beachten: Aus Solidarität mit den anderen Teilnehmenden bitten wir um die Einhaltung folgender Maßnahmen: Für die Teilnahme ist ein tagesaktueller negativer Corona-Test erforderlich. Im Veranstaltungsraum ist eine FFP2-Maske zu tragen
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