4. Juli 2024 Ausstellung/Kultur «Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale»

Wanderausstellung der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin zu sehen

Information

Veranstaltungsort

Rosa-Luxemburg-Stiftung
Straße der Pariser Kommune 8A
10243 Berlin

Zeit

04.07.2024, 18:00 - 10.10.2024, 18:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte

Zugeordnete Dateien

Die Treuhandpolitik traf die Ostdeutschen 1990 wie ein Schicksalsschlag. Waren sie im Herbst 1989 noch selbstbewusst für Freiheit und Demokratie auf die Straße gegangen, nahm ihr Leben nun eine unerwartete Wendung. 9.000 volkseigene Betriebe mit insgesamt 4,1 Millionen Arbeitsplätzen sollten von der Treuhandanstalt in kürzester Zeit «marktfähig» gemacht werden. Die Betriebe wurden privatisiert oder abgewickelt. Millionen von Menschen wurden arbeitslos.

Ende 1994 stellte die Treuhandanstalt ihre Arbeit ein. Ihre Aufgaben wurden auf verschiedene Nachfolgegesellschaften verteilt.

Bis heute ist dieses Kapitel der deutschen Einheit für viele Ostdeutsche präsent, zumal die Folgen der Treuhandpolitik bis heute spürbar sind – sowohl wirtschaftlich-strukturell, als auch individuell-biografisch. In der Ausstellung «Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale»  kommen Zeitzeug*innen zu Wort, deren Lebensgeschichte unmittelbar durch das Agieren der Treuhandanstalt beeinflusst wurde. Sie waren zur Wendezeit beispielsweise Schlosser auf der Neptunwerft Rostock, Kranführerin im Stahlwerk Riesa, Maurer im Chemiekombinat Buna, Kumpel im Kaliwerk Bischofferode oder Fernsehelektronikerin in Oberschöneweide. Als lebensgroße Porträts treten sie den Besucher*innen in der Ausstellung buchstäblich auf Augenhöhe gegenüber und berichten von ihren Erfahrungen. Über QR-Codes können kurze Sequenzen aus ihren Erzählungen angehört werden, in denen sich die Stimmung von damals Stimmungslage noch heute widerspiegelt.

Dabei wird deutlich: Die hier geschilderten Erlebnisse und Empfindungen stehen beispielhaft für die Lebensgeschichten von Millionen Ostdeutschen, die durch Privatisierungen, Betriebsschließungen und Massenentlassungen – zeitweilig oder dauerhaft – an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden. Besonders bitter für die Betroffenen war, dass die Treuhandanstalt individuelle Lebensleistungen, berufliche Qualifikationen und Kenntnisse aus 40 Jahren DDR ebenso wenig berücksichtigte wie die Emanzipationserfahrungen der Jahre 1989/90.

In der von Rohnstock-Biografien kuratierten Ausstellung werden die Berichte der Betroffenen eingerahmt von der Geschichte volkseigener Betriebe und Kombinate, deren Schicksal unter dem Regime der Treuhandanstalt nachgezeichnet wird. Auch sie stehen exemplarisch dafür, wie die Treuhandanstalt mit dem volkseigenen Vermögen der DDR-Bürger*innen umging. Der Wirtschaftshistoriker Jörg Roesler, die Politiker Christa Luft, Hans Modrow und Bodo Ramelow sowie der DDR-Oppositionelle Bernd Gehrke ordnen das Wirken der Treuhand historisch und politisch ein.

Die Wanderausstellung wurde erstmals am 20.8.2019 in Erfurt gezeigt und war bisher an rund 40 Orten in neun Bundesländern zu sehen.

Das parallel zur Ausstellung erschienene Begleitbuch mit den Geschichten der Zeitzeug*innen ist kostenfrei in der Ausstellung erhältlich.

Weitere Informationen zur Ausstellung.

Standort

Kontakt

Alrun Kaune-Nüßlein

Pressesprecherin, Rosa-Luxemburg-Stiftung

Telefon: +49 30 44310 448